Das Hochplateau von Piné war nicht immer so schön, wie es heute ist.
Ein schrecklicher Zauber, gewirkt von einem bösen Zauberer, hatte die beiden Seen in dunkle Massen aus schwarzem, übelriechendem Wasser verwandelt, während die umliegenden Wiesen und Wälder zu öden Landstrichen aus rötlichem, unfruchtbarem Porphyr geworden waren.
Zu jener Zeit lebte in einer kleinen Hütte in der Nähe des Serraia-Sees ein schönes junges Mädchen namens Rosalpina.
Sie verbrachte ihre Tage damit, traurig zu weinen, weil ihre Heimat so trocken war und der See so dunkel, dass er wie tot schien.
Eines Tages, als sie wie immer am Ufer spazieren ging, sah sie plötzlich, wie einige Halme von leuchtend grünem Gras im Wasser tanzten und unzählige Blumen funkelten wie Sonnenstrahlen.
Rosalpina traute ihren Augen kaum, trat in den See und begann, das duftende Gras und die Blumen zu pflücken.
Doch das arme Mädchen merkte nicht, wie die Zeit verging, und nach einigen Stunden schlief sie ein und ließ sich von der Strömung forttragen.
Am nächsten Morgen fand sie die Seefee: Rosalpina schlief friedlich und hielt einen großen Strauß aus Gras und Blumen an ihre Brust gedrückt.
Die schöne Fee hatte Mitleid, nahm das Mädchen in ihre Arme und brachte sie zu sich nach Hause.
„Du wirst für immer bei mir bleiben“, sagte sie, als Rosalpina erwachte.
„Einverstanden, gute Dame“, antwortete das junge Mädchen, „aber du musst mir versprechen, den Zauber zu brechen, der mein Land gefangen hält.
Lass das Wasser wieder klar und durchsichtig werden, die Wiesen grün und die Blumen bunt!“
Die Fee willigte ein, und seit jenem Tag kommt Rosalpina jedes Frühjahr, nur für eine einzige Nacht, aus dem Serraia-See hervor.
Sie trägt eine Truhe voller Samen, die sie mit vollen Händen über die Ufer und Wiesen streut, sodass Hahnenfuß, Gänseblümchen, Lilien und Orchideen dem Hochplateau und seinen Seen Leben und Farbe schenken.